Es geht auch anders...

Moderator: elanncor

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Lehrerin aus Mittelfr.

Es geht auch anders...

Post by Lehrerin aus Mittelfr. »

Liebe Eltern und Lehrer!

Ich arbeite als Lehrerin an einer Grundschule in Mittelfranken. In diesem Forum möchte ich einige Ideen aus meinem Schulleben vorstellen, um das Klassenklima kindgerecht zu gestalten. Durch eine Atmosphäre, in der jeder einzelne Schüler mit seinen Bedürfnissen, Gefühlen und Wünschen anerkannt wird, kann u.a. das Selbstwertgefühl und das Selbstbewusstsein der Kinder in besonderer Weise gestärkt werden. Die Ideen, die ich kurz erläutern will, stehen in Einklang mit dem Lehrplan (v.a. Deutsch, HSU) und können gut in den Unterricht miteinbezogen werden.

- Morgenkreis:

Die Kinder dürfen Lieblingsbücher, Witze und wichtige Nachrichten vorstellen. So kann jeder Schüler das erzählen, das ihm wichtig ist. Alle Beiträge werden in Mappen, die die Schüler selbst entworfen haben, gesammelt. In den Pausen werden diese „Sammlungen“ immer wieder gerne angeschaut und besprochen. Die Kinder interessieren sich bereits im Grundschulalter für das Geschehen in der Welt und erfragen vieles, das sie noch nicht verstehen. (z.B. Umweltprobleme...)

- Klassenkonferenz / Streitschlichter:

Zu Beginn des Schuljahres wurden von den Kindern 2 Streitschlichter aus der Klasse gewählt, die klasseninterne Streitigkeiten selbstständig lösen.
(Hierfür empfehle ich 2 tolle Bücher:

1.Achtsamkeit und Anerkennung: Materialien zur Förderung des Sozialverhaltens in der GS, Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung – kostenlos!

2.Soziales Lernen in der GS, Dianne Schilling, Verlag an der Ruhr)
Die Kinder haben gelernt, kleinere Konflikte untereinander, ohne meine Hilfe zu lösen. In dem 1. Buch wird beschrieben, wie das Thema kindgerecht in der Klasse eingeführt werden kann. Das 2. Buch gibt Ideen für passende Übungen (z.B. Umgang mit Gefühlen, Umgang mit Konflikten...).
Größere Probleme können mir die Schüler über einen Kummerkasten mitteilen. Diese Konflikte werden dann in einer Klassenkonferenz (meistens einmal in der Woche) gemeinsam besprochen. Die Schüler sammeln selbstständig Ideen zur Konfliktbewältigung. Diese werden in der Regel sehr gut angenommen, da sie nicht von einem Erwachsenen vorgegeben werden, sondern von den Kindern selbst vorgeschlagen werden. So konnten wir in diesem Schuljahr schon so manche Probleme gemeinsam im Klassenverband bewältigen.

- Klassenregeln:

Am Anfang des Schuljahres haben wir zusammen Klassenregeln entworfen. Die Kinder wünschten sich unter anderem den Satz: „Ich will das nicht!“ Diesen Satz verwenden sie sowohl in der Schule als auch in der Freizeit, wenn sie z.B. im Spiel ein bestimmtes Verhalten nicht mehr möchten. Das hilft besonders bei Pausenspielen, um jeden einzelnen Schüler zu respektieren und Streitigkeiten zu vermeiden.

- Kindersprechstunde:

Meine Schüler dürfen sich jederzeit für eine Kindersprechstunde anmelden (genauso wie ihre Eltern in die „Erwachsenensprechstunde“ kommen). Diese muss keinen festgelegten Zeitpunkt haben. In dieser Sprechstunde können sie „ihr Herz ausschütten“, mündliche Noten erfahren oder einfach fragen, was ihnen wichtig ist. Dabei wird in besonderer Weise das Vertrauensverhältnis zwischen Lehrer und Schüler gefördert. Meine Schüler nutzen diese Sprechstunde sehr gerne.

- Partner- und Gruppenarbeiten:

In Partner- und Gruppenarbeiten lege ich großen Wert darauf, dass sich die Kinder untereinander helfen. Dabei werden soziale Fähigkeiten geschult und der Umgang miteinander freundschaftlich gestärkt. Wenn einem Schüler die Lautstärke in der Klasse zu laut ist, darf er einmal in die Hände klatschen. So regulieren die Kinder selbst, in welcher Lautstärke sie lernen wollen und konzentriert lernen können.

- Dankesrunde:

In den letzten Minuten vor Schulende dürfen sich die Kinder gegenseitig danken. (z.B. Ich danke dem ..., dass er mir heute bei Mathe geholfen hat.) Dabei entsteht untereinander viel Wertschätzung und ein „Danke“ (auch für Kleinigkeiten) zaubert immer ein Lächeln in die Gesichter der Kinder.

Um diese Ideen zu verwirklichen, braucht es ein bisschen Zeit und Geduld – aber es lohnt sich auf jeden Fall! Die Schüler spüren, dass sie mit ihren Bedürfnissen, Gefühlen und Wünschen ernst genommen werden. Die Kinder haben somit in einer entspannten Atmosphäre auch mehr Freude am Lernen in der Schule.
Ich kenne viele Lehrer, die diese und ähnliche Ideen sehr erfolgreich im Unterrichtsalltag umsetzen, um den Kindern zu ermöglichen, in einem positiven Klassenklima zu leben und erfolgreich zu lernen.
elanncor
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Schöner Beitrag...

Post by elanncor »

Das sind sehr gute Ideen. Ich hoffe, dass einige Lehrer/-innen diese Ansätze aufgreifen, um das Leben und das Lernen der Kinder in den Schulen dadurch einfacher und schöner zu gestalten.

Vielen Dank!

Ich bitte hier nochmals alle Elternteile und Lehrer/ -innen, dieses Forum zu besuchen, damit immer mehr Eindrücke gesammelt werden können.
J.K. (Lehrer)

Zustimmung!

Post by J.K. (Lehrer) »

Ich bin auch Lehrer in einer Gesamtschule und stimme dem Beitrag der Lehrerin aus Mittelfranken voll und ganz zu. Ich benutze ähnliche Mehtoden, ebenso erfolgreich. Ich habe dadurch auch weniger bis gar keine Schwierigkeiten mit meinen Schülern. Ich habe auch das Gefühl, dass ich die Kinder besser kenne und sie mich.

J.K.
Guest

Post by Guest »

Guter Beitrag. Mehr kann man dazu nicht schreiben.
Ich bin Direktor einer Realschule und habe über dieses Thema durch einen Vortrag erfahren. Ich bin zwar noch etwas dürftig informiert, aber was einige Methoden anbelangt, die von Lehrern in den Unterricht miteinbezogen werden, kann man nur noch den Kopf schütteln.

Ich persönlich würde gerne mehr über die Arten und Weisen der Lehrerin aus Mittelfranken erfahren. Wenn Sie (Lehrerin aus Mittelfranken) sich mit diesem Thema gut auskennen, würden Sie denn auch einen Vortrag darüber halten? Ich denke, dass viele Kollegen von Ihren Methoden profitieren könnten.
Lehrerin aus Mittelfr.

Post by Lehrerin aus Mittelfr. »

Ich freue mich, dass Ihnen meine Ideen gefallen. Es wäre schön, wenn Sie zusammen mit interessierten Kollegen den Vortrag über die "Kinder der Neuen Zeit" besuchen würden. Dann könnten wir z. B. im Anschluss daran über meine Ideen sprechen. Einige der Beispiele lassen sich bestimmt auch in der Realschule sinnvoll realisieren.
Guest

ADS-Krankheit

Post by Guest »

Ich hätte ein paar Fragen an die Lehrerin aus Mittelfranken:

Haben Sie ADS Kinder in Ihrer Klasse, wenn ja, wie gehen Sie mit diesen um?

Wo haben Sie Ihre Anwendungen gelernt?

Hätten Sie evtl. eine oder mehrere konkrete Lösungen, um diesen Kindern eine unzumutbare medikamentöse Behandlung zu ersparen?

Was sagt Ihr Schulleiter über dieses Thema - unterstützt er Sie mit Ihren Anwendungen?

Ich würde gerne etwas mehr darüber erfahren - ich selbst bin Schulpsychologin und mehr oder weniger durch Zufall auf dieses Forum gestoßen. Ich kann viele Meinungen anderer Lehrkräfte in dieser Sache nicht teilen und spreche mich deutlich gegen diese "ADS - Krankheit" und alles was noch damit zusammen hängt aus (spezifische Fälle ausgeschlossen). Ich betreue viele Kinder, die unter Tabletten und Beruhigungsmittelchen stehen - das hat nichts mehr mit einem natürlichen Kind-Dasein zu tun. Ihre Meinung würde mich dazu sehr interessieren, denn Sie schreiben weder richtig gegen diese Symptomatik, noch schreiben Sie wirklich dafür. Schreiben Sie doch mal über Ihre wahre Ansicht, die Sachlichkeit und Diskretion mal bei Seite gelassen...
Lehrerin aus Mittelfr.

Post by Lehrerin aus Mittelfr. »

Ich habe 3 Kinder in meiner Klasse, die bereits auf AD(H)S diagnostiziert und mit entsprechenden Medikamenten eingestellt waren, als ich diese Klasse übernommen habe.
Im Schulalltag werden alle Kinder mit ihren Stärken eingebunden. Zum Beispiel haben Indigokinder einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn und ein gutes Gespür, was richtig oder falsch ist. Daher spielen sie im Sozialleben (z. B. als Streitschlichter) eine wichtige Rolle und sind auch bei ihren Klassenkameraden aufgrund dieser sozialen Fähigkeiten angesehen.

Reiki ist eine tolle Alternative zur medikamentösen Behandlung. Im Kapitel "Unsere Arbeit - Kinder der Neuen Zeit" können Sie ausführlich darüber nachlesen.

Speziell gelernt habe ich diese Unterrichtsideen nicht. In den letzten Jahren habe ich gemerkt, dass ich mit meinem Unterricht und dem Schulleben auf die Veränderungen der Kinder reagieren muss, um ihnen wirklich gerecht zu werden. Viele Anregungen kommen von den Kindern selbst, werden in Klassenkonferenzen gemeinsam diskutiert und umgesetzt. So probieren die Schüler neue Ideen gerne aus.

Ich spüre, dass die Ideen, die ich täglich in den Unterricht einbaue, sehr förderlich für die Kinder sind (sowohl für das Lernen als auch für ihre persönliche Entwicklung). Auch untereinander herrscht eine sehr aufrichtige und liebevolle Atmosphäre.
elanncor
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Danke an die Lehrerin:)

Post by elanncor »

Vielen lieben Dank, dass sich die Lehrerin aus Mittelfranken so vielen Anfragen annimmt. Wenn ich ehrlich gestehen darf, so würde auch ich gerne noch mehr über die Methodiken und Anwendungen erfahren. Viele Eltern lesen diese Berichte, nur schreiben viel zu wenige von ihnen in dieses Forum und bestätigen diese Frau in ihrer Arbeit.

Man sollte auch als Eltern natürlich nicht immer nur klagen, sondern auch mal loben bzw. derartigen Lehrkräften den Rücken stärken!!!

Ich bitte um mehr Beiträge und um mehr Antworten - auch Seitens der Lehrkräfte?, die weiter oben ihr Interesse bekundeten...

Ich selbst durfte bereits mit einigen besonderen Kindern zuasmmenarbeiten (benenen wir sie als Indigokinder), was mich sehr stol gemacht hat. Diesen Kindern muss eine bessere Grundbasis geschaffen werden. Das Schulsystem, in dem sie "groß" werden hinkt und hakt, wo an allen Ecken und Enden. Unendlich viele Horrorszenarien und das jeden Tag... wohin soll das führen?
Daher im kleinen anfangen und diejenigen unterstützen, die ihren Job richtig machen, denn das wird schließlich auch von allen anderen Berufstätigen erwartet, die sich bei weitem nicht so viele "Schönheitsfehler" in ihrer Arbeit erlauben dürfen.

Viel Freude und gutes Gelingen...

Herzliche Grüße

Ben Waag
Gast

Post by Gast »

Toll das wenigstens einige Kinder zum Glück eine Lehrerin haben der die Belange der Kinder wirklich am Herzen liegen. Wäre echt schön wenn mehr Lehrer/innen den Mut dazu hätten. Mein Vater war Sonderschullehrer und ich hab mitbekommen wie schwer es ist und war sich gegen Traditionen (haben wir schon immer so gemacht) aufzulehnen. Bei meinem Sohn erlebe ich es im Moment hautnah. Er hat Probleme mit einer Lehrerin und durch die Schulpsychologin wurde uns gesagt wir sollen ihn vom Gymnasium nehmen. Mein Sohn merkt genau welcher Lehrer ihn so akzeptiert wie er eben ist. Da funktioniert es prima. Das hab ich der Lehrerin gesagt, worauf ich zur Antwort bekam im Berufsleben muß er ja auch mit unterschiedlichen Menschen klarkommen. Ich glaube nicht das man einen in die Pupertät kommenden Jugendlichen mit einem Erwachsenen im Berufsleben vergleichen kann.

Wäre wirklich schön wenn sich mehr Lehrer mit den Kindern der neuen Zeit auseinander setzten würden.
Weiter so und ganz viel Glück wünsche ich der Lehrerin aus Mittelfranken. Ich wünschte mein jüngster Sohn hätte das Glück gehabt eine Lehrerin wie sie zu haben.
Reikischüler 17
Posts: 5
Joined: 26.05.2007, 16:47

Lehrer in Nürnberg?

Post by Reikischüler 17 »

Ich muss ebenso zustimmen, die Ansichten, die hier vertreten werden findet man zu selten im Berufsleben der Lehrerschaft. Schade nur, dass nicht mehr so denken bzw. dass diejenigen, die so denken immer so zurückhaltend mit ihrern Meinungen umgehen, sind sie doch so wertvoll zu bewerten. Aber das lässt sich höchstwahrscheinlich schwer durchführen. Aber ihr könnt hier, in dieses Forum schreiben und mehreren anderen Lehrern Motivation geben, dass auch diese irgendwann ihre Stimme erheben.
elanncor
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An alle Kinder :)

Post by elanncor »

Vielen Dank für eure Beiträge - ich hoffe, dass noch weitere folgen:)

Ich wünsche den Beteiligten und allen Kindern, deren Eltern fleißig und mutig hinter ihnen stehen, einen schönen Sommer.

Herzliche Grüße

Ben Waag
Heidi
Posts: 7
Joined: 27.06.2007, 16:45

Indigokinder und Schule

Post by Heidi »

Liebe Lehrerein aus Mittelfranken,

du hast hier in das Forum einige Ideen vorgestellt. Kannst du mir einen Tipp geben, wie man diese wertvollen Tipps anderen Lehrkräften an anderen Schulen näherbringen könnte. Arbeiten Sie vielleicht mir Reiki? Bitte schrebein Sie doch mehr über Ihre Erfahrungen. Ich bin bei uns im Elternbeirat und werde das eine oder andere als Standard vorschlagen.

Liebe Grüße
Heidi grüßt alle im Forum
Lehrerin aus Mittelfr.
Posts: 2
Joined: 17.03.2008, 22:15

Post by Lehrerin aus Mittelfr. »

Liebe Heidi,
im Schulalltag merke ich, dass bisher noch zu wenige Menschen, die mit Kindern arbeiten, etwas über die "Kinder der neuen Zeit" wissen.
Viele Eltern verlassen sich z.B. auf die Diagnosen des Arztes oder Kinderpsychologen und hinterfragen oft nicht die Behandlung mit Medikamenten.
Daher wäre es wichtig, dass sich Eltern und Lehrer über die "Kinder der neuen Zeit" informieren (z.B. in einem Vortrag in der Praxis). Wenn den Lehrern dann bewusst wird, mit welchen besonderen Kindern sie arbeiten dürfen, verändern sie auch ihre Methoden.
Ich habe im letzten Schuljahr z.B. eine Klasse übernommen, mit einem Schüler, der in den Jahren vorher immer wieder große Probleme in der Klasse hatte, weil er sehr auffällig durch sein Verhalten war und mit anderen Kindern nicht klar kam. Als ich ihn als Indigokind ernst genommen habe, hat sich sein Verhalten verändert, er hat sich in die Klassengemeinschaft integriert und wurde zum Streitschlichter gewählt.

Da viele der Ideen und Methoden von den Kindern selbst kommen, setzen sie sich für deren Umsetzung ein. Wir verändern diese auch immer wieder - je nach Situation.
In einigen Schulen gibt es klassenübergreifende Teams (z.B. alle 1. und 2. Klasslehrer), die neue Ideen besprechen und dann in ihren Klassen einsetzen. Ich könnte mir vorstellen, dass in solchen Team-Besprechungen einige der Ideen gut angesprochen werden könnten und diese dann, der Klassen angepasst, umgesetzt werden können.

Ich selbst bin in Reiki eingeweiht und bin wirklich sehr dankbar dafür! :D
Reiki hilft mir sehr bei meiner Arbeit mit den Kindern.

Es ist toll, Eltern im Elternbeirat zu haben, die offen sind für die "Kinder der neuen Zeit", um gemeinsam etwas zu verändern.

Liebe Grüße
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